Reiseroute (Eckdaten)

1.2 Stuttgart - Manama, Bahrain

6.2 Bahrain - Doha, Katar
11.2 Katar - Mumbai, Indien
8.3 Chennai, Indien - Kolkata, Indien
"zu Fuß" werden wir uns von Kolkata Richtung Nordwesten nach Nepal durchschlagen
und wieder im Norden Indiens einreisen
25.4 Neu Delhi, Indien - Kuala Lumpur, Malaysia
30.4 Malaysia - Taipeh, Taiwan
19.5 Kaohsiung, Taiwan - Macau, China
21.5 Macau - Hong Kong (per Fähre)
26.5 Hong Kong - Festland China ("zu Fuß")
23.6 Peking, China - Kiew, Ukraine
17.7 Katowice, Polen - Stuttgart

Montag, 26. Juni 2017

Zurueck online & in Farbe

Hallo zusammen,
wir haben die China-Blogs jetzt massiv mit Bildern aufgemoebelt und - wie Ihr seht - auch noch neue Blogs online gestellt. Viel Spass beim Lesen und die alten China-Blogs kann man sich fuer ein paar neue Bilder auch nochmal kurz anschauen.
In Kiew sind wir gut am 23.6 spaet abends angekommen und geniessen seitdem die Hauptstadt der Ukraine - davon dann mehr im naechsten Bericht. Wir haben hier wieder regulaer Internet und sind wieder deutlich besser erreichbar.
Bei uns geht es jetzt in den Endspurt: 3 Wochen noch und wir kommen wieder in D an - verrueckt! Morgen ziehen wir erstmal weiter Richtung Sueden.
Liebe Gruesse von Euren
Nancy & Philipp

10 Stunden Astana

Der Flugplan meinte es gut mit uns: wir hatten auf unserem Flug von Peking nach Kiew einen so langen Aufenthalt in Astana (Hauptstadt Kasachstans), dass wir genug Zeit fuer eine Tour der Highlights hatten. Und das obwohl wir mit fast 4 Stunden Verspaetung erst gegen 11 Uhr Ortszeit in Astana ankamen.
Wir beeilten uns wegen der Verspaetung natuerlich besonders, kamen schnell durch die Passkontrolle (kein Visum notwendig) und fuhren mit dem Bus ca. 45 Minuten in das Zentrum der Stadt. Astana wurde 1997 zur kasachischen Hauptstadt gemacht und liegt ziemlich im Nirgendwo der kasachischen Steppe. Beim Anflug sieht man fuer lange Zeit nur plattes & leeres Land und ploetzlich erscheint wie aus dem Nichts diese Stadt mit ihren knapp 1 Mio Einwohnern.

Die Stadt verfuegt dank ihrer relativ jungen Geschichte ueber viele moderne Bauten und hat in den letzten 20 Jahren als Hauptstadt eine sehr schnelle Entwicklung durchgemacht. Manche sagen, dass sich Praesident Nasarbajew mit den verschiedenen pompoesen Bauwerken ein Denkmal in der Geschichte Kasachstans setzen wollte und will. Denn er ist immer noch im Amt und es wird nachwievor kraeftig investiert - dieses Jahr richtet Astana z.B. die Expo/Weltausstellung aus.

Blick auf Bayterek-Monument, Astana, Kasachstan

Bayterek-Monument & Regierungsviertel, Astana, Kasachstan

Ak-Orda Praesidentenpalast, Astana, Kasachstan

Ak-Orda Praesidentenpalast, Astana, Kasachstan

Man kann ueber die politischen Hintergruende denken, was man will - aber die Bauwerke und Highlights der Stadt haben uns wirklich beeindruckt. Viele der Boulevards und Monumente sind aus unserer Sicht extrem fotogen (die Bilder zeigen das hoffentlich). Und da Astana nicht unbedingt ein Touristen-Hotspot ist, hatten wir viele der Sehenswuerdigkeiten fuer uns allein. So wanderten wir ziemlich begeistert fuer ein paar Stunden durch das Zentrum Astanas, haben leckeres kasachisches Essen gegessen und die Transferzeit sehr gut ueberbrueckt.

Konzerthalle am Ischim, Astana, Kasachstan

Hazret-Sultan-Moschee, Astana, Kasachstan

Independence Square, Astana, Kasachstan

Gut 8 Stunden nach Einreise standen wir dann wir wieder vor den Zollbeamten und knapp 10 Stunden nach Ankunft hoben wir mit Ziel Kiew wieder ab. 

Reflexionen aus dem Reich der Mitte

Mit China haben wir einen ziemlich andersartigen Kulturkreis und eine völlig andere Welt erlebt. Und natürlich gibt es hier so einiges, was "anders" ist, ungewöhnlich, komisch und für uns nicht ganz nachvollziehbar. Oder eben Dinge, die uns irgendwie aufgefallen sind und die wir in diesem Bericht versuchen zusammenzufassen. Wir haben versucht, diese Auffaelligkeiten / Besonderheiten / Andersartigkeiten Chinas zu sortieren und (halbwegs) thematisch darzustellen.

Wenige Kinder
Was wir relativ schnell bemerkten, waren die wenigen Kinder. Nicht nur im Vergleich zu Indien (extremer koennte der Unterschied auch nicht sein!), sondern insgesamt fanden wir, dass viele Paare und Familien (d.h. mehrere Generationen) ohne Kleinkinder oder Babys unterwegs waren. Und wenn, dann sieht man in der Regel eins. Aus offizieller Sicht wohl das Ergebnis einer "erfolgreichen" Ein-Kind-Politik... Chinesen sind aber (oder vielleicht gerade deswegen) sehr kinderlieb und freuen sich, wenn Kinder in der Naehe sind.

Aberglaube
Was uns ebenfalls gleich zu Beginn unserer China-Reise auffiel, war die Zahl 8. Es ist wirklich erstaunlich und fuer uns nicht aberglaeubige Menschen eher verwunderlich und amuesant, wenn die Unterkunft eben nicht 90 Yuan, sondern 88 Yuan kostet. Als wir fuer unsere allererste Nacht in China bezahlen sollten, wunderten wir uns ueber den krummen Betrag, aber schenkten dem keine weitere Beachtung. Als die naechste Unterkunft ebenfalls x8 Yuan kostete, wurden wir "misstrauisch" und googelten (ach nein, das ging ja nicht hahaha. Wir wurden fuer den Monat in China zu "Bing'ern"), was es mit dieser anscheinend so magischen Zahl auf sich hat. Und tatsaechlich: da die Chinesen ein sehr aberglaeubiges Volk sind, haben Pech- und Glueckszahlen eine viel groessere Bedeutung UND Einfluss auf den Alltag als bei uns. So fand z.B. die Eröffnung der Olympischen Spiele nicht rein zufaellig am 08.08.2008 statt und die fuer das Sportereignis eigens und neu gebaute U-Bahn Linie ist natuerlich die Linie 8! Dieser Aberglaube ist wirklich im ganzen Land verbreitet und findet sich in jedem Bereich des Alltags wieder (Essen, Unterkunft u.ae.). Wir erfuhren, dass Chinesen sogar extra dafuer zahlen, um diese Zahl in ihren Telefon- und Hausnummern zu haben. 

Kommunikation
Die Kommunikation ist wie bereits erwähnt ziemlich erschwert. Tatsächlich spricht fast keiner Englisch und wir fragen uns in regelmäßigen Abständen, warum das so ist. Warum verstehen nicht mal junge Leute grundlegende Wörter und Fragen? Im Gespräch mit anderen Reisenden erzählte einer, dass Englisch durchaus in der Schule gelehrt wird, dass aber das Sprechen deutlich vernachlässigt wird. So sind laut seiner Aussage viele hinsichtlich englischer Grammatik gut ausgebildet, können die Sprache jedoch nicht sprechen (und trauen sich auch nicht). 

Im Gegensatz zu den Älteren sind die jüngeren Chinesen jedoch immerhin kreativ und wissen vor allem ihr Smartphone einzusetzen. So haben  (v.a. in den großen Städten) viele Apps installiert, mit denen sie Texte oder Gesprochenes simultan übersetzen können, was eine Kommunikation über einfache Inhalte möglich macht. Bei den älteren Chinesen fällt dies meist weg und es zeigt sich zudem, dass sie hinsichtlich nonverbaler Kommunikation nicht sehr einfallsreich sind. Während wir "rumfuchteln", aufschreiben oder irgendwie anders versuchen, unsere Anliegen zu vermitteln, wiederholen viele Chinesen das Gleiche immer und immer wieder - natürlich auf Mandarin o. Ae..

Es werden vermehrt Straßenschilder in lateinischer Schrift gedruckt (wenn auch mit vielen, teils ziemlich amüsanten Rechtschreibfehlern), was die Orientierung etwas erleichtert. Das große Problem ist jedoch meist die Aussprache und so verstehen viele Chinesen trotzdem nicht, wo wir hinwollen. Die fünf verschiedene Töne sind für uns einfach zu schwierig. Zahlen sind das Einzige, was wir hier zuverlässig lesen können. So weiß man wenigstens, was die Mahlzeit kostet, auch wenn man nicht weiß, was man überhaupt bestellt hat ;) Und so kommen wir zum nächsten Abschnitt:

Ernährung/Essen
Nudelsuppe, Nudelsuppe, Nudelsuppe! Neben Reis das typischste chinesische Gericht. Meist handelt es sich dabei aber (leider) lediglich um normale Spagetti in einer langweiligen, "normalen" Brühe. Wenn man Glück hat, bekommt man einen seltsamen chinesischen Löffel dazu, aber in der Regel wird auch die geliebte Nudelsuppe ausschließlich mit Stäbchen gegessen. Und das gelingt genau so gut, wie man sich das vermutlich vorstellt - nämlich gar nicht.

Marktfrauen beim Einkauf fuer die Nudelsuppe ;)

Sicher stellen wir uns als Stäbchen-Ungeübte besonders ungeschickt an, jedoch beobachten wir auch unter den Chinesen wenige, die das geschickt lösen. Typischerweise wird sich weit über den Tisch und die kleine Schüssel gebeugt und die Nudeln mit den Stäbchen in den Mund geschaufelt. Dabei wird geräuschvoll geschlürft, was in China als Zeichen gilt, dass es schmeckt. Die Brühe wird in einem weiteren genussvollen Geräusch von der Schüssel in den Mund geschüttet. Natürlich spritzt dieser Vorgang in alle Richtungen und sieht alles andere als appetitlich aus. Auch die Geräusche muss man nicht mögen... neben Schlürfen hört man auch das ein oder andere Bäuerchen und ziemlich häufig holt jemand, Männlein wie Weiblein, diverse Körperflüssigkeiten aus den Tiefen seiner Lunge nach oben und befördert diese in einem ebenso angenehmen geräuschvollen Vorgang ans Tageslicht. Häufig wird in Mülleimern und ähnliches gespuckt, manchmal aber auch einfach auf den Boden (drinnen wie draußen). Das ist für Europäer ziemlich unverständlich und inakzeptabel und wer Essensgeräusche nicht leiden kann (ich!), der findet das alles ziemlich widerlich. Aber als Gast in diesem Land sind wir diejenigen, die auffallen und Dinge sicherlich falsch machen und nicht andersrum! So essen wir stets auf und beobachten, dass die meisten Chinesen eigentlich immer einen Rest lassen. Manchmal umfasst dieser Rest so viel, dass sich davon nochmal 3-4 Leute satt essen könnten und es tut uns im Herzen weh zu sehen, wie viel hier verschwendet und weg geschmissen wird!

Neben Suppe wird natürlich auch zu jeder Tageszeit sehr viel Reis gegessen. Anders als erwartet haben wir es aber bisher nicht erlebt, dass viel und stark gewürzt wird. Überraschend oft stehen Sojasoße und Chili nicht mal auf dem Tisch... Da wir jedoch beim Bestellen auf Bildern angewiesen sind (und die Lokale danach aussuchen, ob Bilder der Mahlzeiten an den Wänden hängen), verpassen wir vermutlich auch vieles, was die Locals bestellen können und essen. 

Ansonsten gibt es auch vieles auf der Straße zu kaufen. Weil man es dann direkt sehen kann und einiges unbekannt und interessant aussieht, snackt man hier und da gerne mal. Auch die Chinesen greifen oft zur Geheimwaffe "frittieren" (wer hätte es gedacht...), weshalb so einiges in Fett schwimmt und trieft. 

Was Getraenke angeht laesst sich nur ein Begriff finden: Tee, Tee und nochmals Tee. Chinesen lieben ihn und trinken Tee zu jeder Tages- und Nachtzeit und ueberall. Heisses Wasser ist tatsaechlich auch ueberall verfuegbar: am Flughafen, Bahnhof, im Zug, in jedem Restaurant und jeder Unterkunft (neben den obligatorischen Schlappen gibt es wirklich in jeder (noch so billigen) Unterkunft einen Wasserkocher im Zimmer!).

Obwohl das Thema rauchen nicht wirklich in die Rubrik Ernaehrung zu passen scheint, ist dies in China so unglaublich weit verbreitet, dass die Zigarette fuer viele Chinesen wahrlich als Nahrungsmittel gelten koennte. Tatsaechlich rauchen fast ausschliesslich Maenner in China, aber dann wirklich jeder und ueberall. Selbst dort, wo man es eigentlich nicht darf. Rauchen-Verbotsschilder sind zwar weit verbreitet (in Parks, auf oeffentlichen Plaetzen, in Gebaeuden oder im Zug beispielsweise), aber selten haelt sich einer daran. Noch nie zuvor haben wir einen so grossen Anteil an Raucher in einer Gesellschaft getroffen - es scheint fuer Maenner genauso obligatorisch wie fuer Frauen verwerflich zu sein. Wir hatten den Eindruck, es gehoert sich fuer einen Chinesen einfach so... 

Mode und Schönheitsideal
Ueber Mode laesst sich bekanntlich nicht streiten und Schoenheit liegt im Auge des Betrachters - zum Glueck, sonst waere das Leben ja furchtbar langweilig und monoton! Was aber sofort auffaellt, ist der schicke Kleidungsstil der Chinesinnen. Ob jung oder alt, eine grosse Mehrheit der Frauen traegt ein huebsches schickes Kleid, einen Rock, Hot Pants, eine Bluse und High Heels oder glaenzende Sandalen. Und mit "schick" meine ich in der Tat Kleidungsstuecke, die man bei uns zu Festlichkeiten wie Hochzeiten o.ae. tragen wuerde, aber eher nicht im Alltag. Maenner sind eher "normal" gekleidet, d.h. mit Jeans und Hemd, Polo-Shirt oder anstaendigem T-Shirt. Natuerlich sieht man aehnlich auffaellige Kleidung wie bereits im Taiwan-Blog beschrieben: bunte Kleidung, wilde Farb- und Formkombinationen, viel Druck (v.a. Trickfiguren), Pluesch, Rueschen, Fransen und Schulterpolster. Teilweise wirkt die Anzugsordnung eher altmodisch, was vielleicht aber auch daran liegt, dass wir nicht up to date sind... :)

Kein weiterer Kommentar...

Auch gerne gesehen: Partner-Look

Das Schoenheitsideal der Chinesen ist "Weiß". Ganz anders als bei uns strebt man in China keine Braeune an, sondern moechte moeglichst weiss bleiben - oder auch werden. Zu diesem Zweck schminken sich viele Chinesinnen mit Make Up, das (manchmal um viel zu viele Nuancen) heller ist als ihre normale Hautfarbe, was manchmal an Michael Jackson bis hin zu Geisterbahn erinnert. Wie gesagt - Schoenheit liegt im Auge des Betrachters und wir betrachten ja nur und werten an dieser Stelle nicht. Wer sich nicht weiss schminkt, traegt zumindest einen (manchmal ueberdimensionierten) Hut, gern mit riesigem Schirm, der teilweise hinuntergeklappt werden kann, um das Gesicht vor Sonnenstrahlen zu schuetzen. Diese Art der Kopfbedeckung erinnert doch sehr an Schweisserbrillen. =) Ansonsten ist der Regen-/Sonnenschirm eine ganz grosse Sache und eigentlich immer mit dabei.

Typische Chinesin mit Schirm und Kleidung als Sonnenschutz - bei 30 Grad

Tourismus
Es ist in einem sozialistisch gepraegten Land natuerlich keine Ueberraschung, aber Individualtourismus ist fuer Chinesen voellig fremd und es gibt auch mehr oder weniger kein Verstaendnis dafuer. Chinesen reisen in der Regel nur in Gruppe und machen Touren, auch wenn man die jeweiligen Attraktionen sehr einfach allein und mit oeffentlichen Verkehrsmitteln bereisen kann. Tourgruppen werden typischerweise von geradezu schreienden Reiseleitern mit kleiner Fahne und Megafon an den Attraktionen vorbeigeschleust. Und i.d.R. laeuft auch keiner - selbst fuer die kuerzesten Strecken werden lieber kleine Shuttle genommen, z.B. die 400m zum naechsten Aussichtspunkt etc. Das war zum einen fuer uns bei manchen Attraktionen etwas "anstrengend", zum anderen hatte es fuer uns zur Folge, dass die Tourismus-Bueros fuer uns voellig nutzlos waren. Die Mitarbeiter dachten nur in Touren, hatten keine Antworten auf alltaegliche Fragen (z.B. "welcher Bus faehrt zur Attraktion x in der Naehe?") und konnten auch nie Englisch...

Sehr speziell ist auch der Geschmack chinesischer Touristen, die von ganz anderen Dingen begeistert sind als der durchschnittliche westliche Tourist: Disneyland-Atmosphaere, voellig sterile oder uebertrieben restaurierte Gebaeude / Tempel, Fotos in traditionellen Kostuemen, kommerziell voellig ueberladene Touristen-Strassen mit neu gebauten "Altstaedten" (d.h. im alten Stil neu gebaut, da man die alten Gebaeude ja vor Jahren platt gemacht hat) und moeglichst bunt blinkende Haeuser sind Hits bei Chinesen. 😉

Chinesische Touristen, die sich in Kostuemen fotografieren lassen


Propaganda & Co
China ist zu pragmatisch, als dass man viel Ideologie als Tourist mitbekommt - insbesondere wenn man nichts lesen kann. Aber hier und da blitzt schon auf, dass die Partei alles im Griff hat und fuer uns als westliche Touristen ist durchaus etwas zum Schmunzeln dabei gewesen. Filmchen, die in Bahnhoefen oder an anderen oeffentlichen Plaetzen laufen und zeigen, wie toll etwas in dem Ort funktioniert, sind haeufig unfreiwillig komisch. Beim Zapping durch die 15 Staatssender war meist auch ein Schmankerl dabei und in den Nachrichten wurden eigentlich immer grosse Erfolgsmeldungen ueber China gebracht. Aber der Nationalstolz wird nicht nur im Fernsehen geschuert - Hoehepunkt war diesbezueglich sicher das Nationalmuseum in Peking, in dem die Geschichte Chinas und der Partei der letzten 100-150 Jahre sehr heroisch verherrlicht wurde. Die mehrfache Betonung, dass dieser Weg "gemeinsam mit allen Minderheiten" gegangen wurde, zeigt nur, wie sehr Tibet & andere Minderheiten im Hinterkopf der Genossen herumspuken.

Kann man so sehen... ;)

Fuer uns war die spuerendste Auswirkung der chinesischen Zensur, dass Google und viele andere Internet-Seiten nicht wie gewohnt funktionierten. Das hat uns zum Teil viel Zeit gekostet oder auch einfach nur genervt - aber wir haben ja alles gut ueberstanden. 😊

"Sozialismus chinesicher Praegung"
So nennt die Regierung selbst die Politik, die sie aktuell verfolgt. Und es birgt eine gewisse Ironie, dass wir gefuehlt noch nie in einem kapitalistischeren Land waren als in diesem sozialistischen China. Hier ist der Kapitalismus voellig entfesselt und mit ihrer den Chinesen sehr eigenen Dreistigkeit, die sich in vielen Alltagssituationen zeigt, machen die Chinesen Geld und Geschaefte, wo und wie sie koennen. Das hat aus westlicher Brille einige sehr negative, aber auch positive Auswirkungen, die ich im folgenden anhand von Beispielen illustrieren moechte:

Unglaubliche Dynamik: 
Infrastruktur wird in unglaublicher Geschwindigkeit gebaut. Beispiel: in Chengdu hat in 2010 die erste Metro eroeffnet, mittlerweile gibt es 4 Linien mit ca. 100 Stationen und bis 2020 sollen zusaetzliche 5 Linien mit ca. 200 Stationen gebaut werden. Ungefaehr das Tempo, was man bei Stuttgart 21 plant... 😉 Fuer uns als Reisende macht es das Ganze nicht einfacher, da unser Reisefuehrer (der aktuellste, der verfuegbar war) haeufig voellig ueberholt war, da es die Zugstrecken o.Ae. einfach vor 2 Jahren noch nicht gab. Und selbst im Internet sind haeufig noch voellig veraltete Fahrplaene oder Zugstationen notiert.

Dreistigkeit & fehlender Anstand: 
Chinesen kuemmern sich einen Dreck um Verbote. Das auessert sich bei Copyright-Verletzungen (Beispiele siehe Fotos) oder im Alltag bei der Missachtung von Schildern wie "No smoking" etc. Verbote werden nur rigoros durchgesetzt, wenn es den Chinesen in den Kram passt.

Links im Bild: typischer Chinese, der vor dem Verbotsschild raucht

Die Aehnlichkeit zum Land Rover ist schon frappierend

Ein Schlingel, wer bei dem Laden an Nike denkt...



Kommerzialisierung & Reichtum: 
Anders als man denken koennte, ist in China nicht alles auf "billig billig" ausgelegt - ganz im Gegenteil! In keinem anderen Land habe ich so viele riesige Shops von Luxusmarken gesehen wie in China. In den Innenstaedten geben sich die Guccis, Rolex und Armanis dieser Welt die Hand mit wirklich riesigen Laeden. Dazu passt, dass westliche Produkte als Status-Symbol den Chinesen quasi nicht teuer genug sein koennen. Denn "Geld", dicke Autos & Co und Reichtum generell werden so viel wie moeglich gezeigt.

Typische Fussgaengerzone mit Gucci, Louis, Giorgio & Co

Unbalancierte Preise: 
Preise in China sind nur sehr schwer "zu verstehen" und zum Teil so unbalanciert, dass wir aus dem Staunen nicht herauskamen. Eintrittspreise waren zum Teil absurd hoch, sodass wir zum Beispiel manche Nationalparks oder Kloster mit 30 EUR Eintritt gar nicht erst besucht haben. Die Mauer kostete uebrigens ca. 6 EUR und war eine der billigsten Eintritte, die wir in China gezahlt haben - so viel zur Balance in dem Bereich. Auf der anderen Seite waren aber z.B. Unterkuenfte immer absolut top, was Preis-Leistung angeht. Im gleichen Atemzug wurde uns dann aber auch vom Hostel-Besitzer ein Essen fuer den doppelten Preis der Uebernachtung angeboten - wie geht denn das...?!

Peking & die Mauer

Die letzten 3.5 Tage in China haben wir also in Peking und Umgebung verbracht. Das Highlight schlechthin war natuerlich unser Besuch der chinesischen Mauer - ein wirklich bombastisches Bauwerk. Die Stadt Peking als solches sprueht jetzt nicht unbedingt vor Charme und ist nicht nur wegen des Smogs ziemlich grau. Dafuer hat sich das chinesische Essen in Peking nochmal von seiner besten Seite gezeigt. :)

Den Besuch der Mauer unternahmen wir bei strahlendem Sonnenschein als Tagesausflug von Peking aus. Per Metro und Zug konnten wir bis Badaling fahren, wo einen natuerlich ein grosser Touristen-Zirkus erwartet. Aber wie immer in China - wenn man etwas laeuft und sich von den grossen Touristenmassen entfernt - ist man relativ schnell erstaunlich allein auf weiter Flur. Und so hatten wir die Mauer in manchen Momenten fast fuer uns allein und wanderten sowohl in noerdlicher als auch suedlicher Richtung zu einigen Tuermen und genossen die tolle Aussicht auf die sich weit erstreckende Mauer und das Umland. Wirklich unglaublich, wie sich die Mauer auf den Bergen auch in weiter Ferne entlangschlaengelt und mit welch starker Steigung manche Abschnitte gebaut wurden. Wir mussten zum Teil wirklich kraxeln, um zum naechsten Turm zu kommen.



Man beachte, wie steil die Stufen rauf gehen - Schwerstarbeit!








Die restlichen Tage sind schnell erzaehlt: einen Tag spazierten wir durch das Zentrum von Peking und sahen die beruehmtesten Bauwerke der Stadt inkl. Tian'anmen-Platz, Verbotener Stadt, Tempel des Himmels und der verschiedensten Stadttore. Insbesondere der Tian'anmen-Platz hat durch seine Dimensionen, die vielen gigantischen, aber nicht unbedingt schoenen Bauwerke, die um den Platz herum verteilt sind (Mao-Mausoleum, Nationalmuseum, Grosse Halle des Volkes, ...) und den Blick auf die Verbotene Stadt inkl. dem beruehmten Mao-Portraet einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


Tian'anmen-Platz mit Blick auf die Verbotene Stadt, Peking, China

Das legendaere Mao-Portraet am Tor zur Verbotenen Stadt, Peking, China
Vor dem Himmelstempel, Peking, China

Einen sehr schoenen Nachmittag verbrachten wir zudem in den riesigen Parkanlagen des Sommerpalasts der alten Qing-Kaiser, in denen wir ueberraschend lange umherwanderten und den Ausblick auf Palaeste, Pavillions und den See genossen.

Blick auf eine Bruecke & den Kunming-See des Sommerpalasts, Peking, China

Pavillion im Park des Sommerpalasts, Peking, China

Am letzten Tag in China (22.06) regnete es leider den ganzen Tag in Stroemen, sodass wir unser Programm aendern mussten. Statt der Besichtigung alter Viertel Pekings und weiterer Parks besuchten wir das Nationalmuseum: das angeblich groesste Museum der Welt (es kann dabei nur um das Gebaeude selbst gehen - wirklich riesig und pompoes) war leider eine ziemliche Enttaueschung. Aber immerhin: der Teil ueber das antike China war sehenswert und die propagandistisch aufbereitete Geschichte Chinas der letzten 100-150 Jahre mit dem Titel "Road to Rejuvenation" war mit der westlichen Brille wirklich hoch "interessant" und auesserst skurril (oder traurig - wie man es nimmt). ;)

Klassenkampf und Heroismus auf Chinesisch, Nationalmuseum Chinas, Peking

Mao, Parteibilder und Kanonen durften natuerlich auch nicht fehlen (Nationalmuseum Chinas)


Dienstag, 20. Juni 2017

Pandas, ein grosser Buddha und Mega-Staedte

Der Kontrast zum Hochland Yunnans haette in den folgenden Tagen kaum groesser sein koennen: mit Chengdu, Chongqing und Tianjin besuchten wir drei moderne Mega-Staedte mit jeweils 10+ Millionen Einwohner (je nachdem wo man die Stadtgrenzen zieht). Tianjin ist sogar nach Shanghai und Peking die drittgroesste Stadt China mit ca. 15 Mio Einwohnern. In Chengdu und Umgebung verbrachten wir die meiste Zeit, da hier zwei Highlights anstanden: zum einen der Besuch im Giant Panda Breeding Research Center und ein Tagesausflug zur groessten Buddha-Statue der Welt.

Die Pandas haben natuerlich vor allem Nancy entzueckt und es war wirklich toll, diese tapsigen (und ja - suessen!) Tiere beim Bambus-Fressen und beim Spielen zu beobachten. Der Park ist schoen angelegt und so verliefen sich die vielen Besucher zumindest frueh morgens noch recht gut. So hatten wir Glueck, dass wir gleich am Anfang drei Pandas fuer eine ganze Weile quasi "fuer uns" hatten. Als diverse Reisegruppen mit chinesischen Touristen einzogen, war das Schauspiel der "bunten Pandas" (danke Steffen fuer dieses Zitat) mindestens genauso spannend anzuschauen. :) Wir haben den Ausflug trotz Regen sehr genossen und das fruehe Aufstehen um 5:45 Uhr hatte sich wirklich gelohnt - denn nur frueh morgens ist noch etwas Ruhe und die Pandas sind schoen aktiv, wenn sie den Bambus verspeisen.







Den Tagesausflug nach Leshan zur groessten Buddha-Statue der Welt konnten wir auch von Chengdu aus starten. Es ist wirklich ein beeindruckender Anblick, diesen 71m hohen Buddha, der vor ca. 1300 Jahren in den roten Fels geschlagen wurde, aus der Naehe zu betrachten. Die Ausmasse sind wirklich gigantisch. Leider ist die Sehenswuerdigkeit aber (zu Recht) voellig ueberlaufen, sodass man sich an der Figur inmitten chinesischer Touristenmassen und Reisegruppen vorbeidraengt - nicht gerade entspannt. Im weiteren Areal mit seinem in den Fels geschlagenen Wegen, den Han-Graebern und dem schoenen Wuyou-Tempel war weit weniger los und wir konnten es deutlich entspannter besichtigen. Vor allem die Luohan-Halle im Wuyou-Kloster mit unzaehligen grotesken Heiligenfiguren war sehr speziell - Fotos folgen, versprochen (Update: siehe unten!)!

Kopf der Buddha-Statue Leshan, Sichuan

Blick auf die Treppe inkl. Touristen-Massen & den Buddha-Kopf, Leshan, Sichuan

Blick von der Treppe auf den Buddha, Leshan, Sichuan

Blick vom Fusse des Buddha, Leshan, Sichuan

Heiligenfiguren im Wuyou-Kloster, Leshan, Sichuan

Von den drei Mega-Staedten hat uns Tianjin am meisten gefallen. Chengdu war entspannt und sympathisch, hatte aber als Stadt keine wirklichen Highlights zu bieten. Chongqing gilt als einer der Industrie-Dynamos Chinas und war größtenteils wirklich pottenhäßlich, obwohl es am hier breiten Yangtze gelegen ist. Es war daher eher ein Beispiel für das graue anonyme China mit unzähligen Baustellen und Highways mitten in der Stadt. Tianjin hingegen war sehr sauber, hat eine moderne Skyline, die hier und da mit Kolonialbauten angereichert ist, und lud zum Bummel durch die Innenstadt und am Ufer des Hai River ein. Das wirkte zwar auch zum Teil etwas steril, aber für eine chinesische Großstadt schon ziemlich gut. ;)

Das graue Chongqing am Yangtse, Chongqing, China

China-Porzellan-Haus, Tianjin, China

Uferpromenade in Tianjin, China

Nach Tianjin sind wir am Samstag von Chongqing geflogen und sind heute Vormittag (Montag) per Zug in 2h nach Peking weitergefahren. Hier stehen nun die letzten 3.5 Tage unseres China-Aufenthalts an.

Montag, 12. Juni 2017

Berge, Schluchten und tibetisches Hochland


Von Kunming aus sind wir in der Provinz Yunnan immer weiter Richtung Norden gezogen und haben auf dem Weg in den Orten Dali, Shaxi, Qiaotao, Baishui Tai und Shangri-La gestoppt. Ich moechte nun gar nicht im Detail auf jeden Ort, sondern eher auf die tolle Landschaft und die herrlichen kleinen Doerfer eingehen. Da wir uns seit Kunming dauerhaft ueber 2000m bewegen, standen in der letzten Woche einige Wanderungen auf dem Programm. Dabei sind zwei Wanderungen besonders hervorzuheben: im Umland von Shaxi nach Shibao Shan und die Wanderung durch die Tigersprungschlucht. 

Die Ausfluge bzw. Wanderungen, die wir bei Shaxi machen konnten, fuehrten uns zum einen durch schier endlose Reisfelder und zum anderen ueber einen steilen Berg zu Shibao Shan. Shibao Shan ist ein fuer Buddhisten heiliger Berg mit einigen Tempeln und insbesondere beruehmten Stein-Carvings, die es in dieser Form nur an wenigen Stellen in China gibt. Zu unserem Glueck ist ausserdem ein sehr schoener See zwischen zwei der Tempelanlagen gelegen, den wir als willkommenen Rastplatz fuer unser Mittagessen nutzen konnten - inkl. fantastischer Aussicht und kleinem verschlafenen chinesischen Dorf im Hintergrund. Zum Abschluss folgte der Baoxing-Tempel, der quasi in den Fels geschlagen ist und von fast so vielen Affen wie Moenchen bevoelkert ist (zum Kloster der Moenche sind wir nicht gelaufen).
Shaxi, Provinz Yunnan, China
Kleiner, wenn auch feiner Hauptplatz von Shaxi (quasi: the place to be in diesem Dorf *g*) 


Enge Gassen machen das Dorf ziemlich charmant und romantisch

An diesem Tag war in Shaxi irgendwie alles fotogen!


Reisfelder ringsum Shaxi

Reisfelder im Vordergrund, Berge im Hintergrund und das idyllsch gelegene Shaxi dazwischen

Aussicht auf die schoene Berglandschaft ringsum Shaxi waehrend einer unserer Wanderungen

Noch eindrucksvoller und vor allem anstrengender war allerdings die zwei-taegige Wanderung durch die beruehmte Tigersprungschlucht, die an der tiefsten Stelle mit ca. 3900m Hoehendifferenz als die tiefste der Welt gilt. Die Anstiege am ersten Tag waren wirklich knackig, aber die Muehen haben sich wirklich gelohnt. Die Aussicht auf die umliegende Berglandschaft, die beiden Hauptgipfel (knapp 5400m und 5600m hoch) und das tosende Wasser (der beruehmte Yangtse) unten in der Schlucht waren wirklich atemberaubend. Eine Nacht verbrachten wir in der Schlucht: das Guesthouse war zwar leider nicht besonders schoen (und vor allem die sanitaeren Anlagen in erbaermlichen Zustand), aber die Dachterrasse beim Sonnenuntergang hat dann doch fuer einiges entschaedigt. :) Am naechsten Morgen sind wir dann frueh los, um noch moeglichst weit in die Schlucht hineinlaufen zu koennen. Der Weg ging fast nur noch bergab und dann auch ein Stueck die Strasse entlang - insofern war der zweite Tag weniger anstrengend, hatte aber nochmal einige Aussichtspunkte zu bieten, von denen man naeher am Wasser war.


Aussicht auf die schneebedeckten Bergkuppen in der Tigersprung-Schlucht


Fluss Yangtse durch die Schlucht

Aussicht von der Terrasse unserer Unterkunft mitten im Tiger Leaping Gorge

Tag 2 in der Tigersprung-Schlucht

Frueh morgens ging es weiter... herrlich!




Last, but not least, haben wir in den letzten Tagen einige sehr schoene Bergdoerfer mit klar tibetischem Einschlag kennengelernt. Auch wenn die Provinz Tibet noch ein paar KM von uns entfernt liegt, beginnt in Nord-Yunnan schon das eigentliche Tibet. Insofern gibt es z.B. Yak-Fleisch, Yak-Butter/-Kaese, andere tibetische Gerichte und viele Menschen mit traditioneller tibetischer Kleidung in den Orten und die Atmosphaere ist doch ziemlich anders im Vergleich zu den ersten Stopps in China. Shaxi und Shangri-La werden uns mit ihren vielen Holzhaeusern, traumhaften Plaetzen und der entspannten Atmosphaere in besonders guter Erinnerung bleiben. Und Baishui Tai - ein wirklich voellig abgelegenes Bergdorf - wird wohl der Ort in China fuer uns sein, der am weitesten weg von der Zivilisation war. Neben der spektakulaeren Fahrt dorthin mit vielen Bergpanoramen haben wir uns dort die natuerlichen Steinterrassen angeschaut, die von Wasser ueberspuelt werden.

Steinterrassen, Baishui Tai, Yunnan

Steinterrassen, Baishui Tai, Yunnan

Steinterrassen - und da laeuft wirklich ueberall (sehr klares) Wasser rueber!

Herrliche Farben & Panorama in Baishui Tai, Yunnan

Steinterrassen, Baishui Tai, Yunnan

Herrliche Farben & Panorama in Baishui Tai, Yunnan

Landschaftlich war die letzte Woche in Yunnan sicher eine der eindrucksvollsten Ecken der ganzen Reise! Am Montag (12.6) geht es fuer uns dann vom Hochland per Flugzeug weiter in die Metropole Chengdu. In Chengdu bzw. der Region werden wir dann bis Samstag bleiben, bevor wir weiter Richtung Norden nach Tianjin (nicht weit von Peking) fliegen werden. Wir melden uns dann bestimmt mal wieder. :)