Reiseroute (Eckdaten)

1.2 Stuttgart - Manama, Bahrain

6.2 Bahrain - Doha, Katar
11.2 Katar - Mumbai, Indien
8.3 Chennai, Indien - Kolkata, Indien
"zu Fuß" werden wir uns von Kolkata Richtung Nordwesten nach Nepal durchschlagen
und wieder im Norden Indiens einreisen
25.4 Neu Delhi, Indien - Kuala Lumpur, Malaysia
30.4 Malaysia - Taipeh, Taiwan
19.5 Kaohsiung, Taiwan - Macau, China
21.5 Macau - Hong Kong (per Fähre)
26.5 Hong Kong - Festland China ("zu Fuß")
23.6 Peking, China - Kiew, Ukraine
17.7 Katowice, Polen - Stuttgart

Donnerstag, 23. Februar 2017

Mehr als Fakten ;)


Neben den geographischen und touristischen Highlights und Gegebenheiten, über die es viel und vor allem viel Interessantes zu berichten gibt, fesseln insbesondere auch die (zwischen-)menschlichen Begegnungen und indischen Besonderheiten, die teilweise bereits erwähnt wurden. Auf diesem Wege möchte ich von ein paar Erlebnissen berichten, die für Indien so typisch sind.

Mit Händen essen - jeder tut es! Alles! Man kann es eklig oder unhygienisch finden, aber es auf jeden Fall auch faszinierend und etwas ansteckend. Wir bemerken bei uns, dass wir auch einige der schon bekannten und auch beliebten Speisen mit der Hand Futtern. Man kann sich auch in der noch so kleinen und (scheinbar) schäbigen Kaschemme darauf verlassen, dass es ein Waschbecken zum Hände waschen gibt. Vor allem Reis nur mit Händen bzw Fingern zu essen, ist einfach zu schwierig für uns Besteck verwöhnte Westler, noch dazu sind die frisch vom Feuer kommenden Speisen richtig heiß.

Abnormales Trinkverhalten - bitte nicht nachahmen, hohe Aspirationsgefahr! Sicher fällt mir diese ziemlich sonderbare Methode des Trinkens hier berufsbedingt besonders auf, aber auch Philipp staunt nicht schlecht. Liebe Arbeitskollegen, jetzt wird's interessant :) Inder trinken, ohne den (in aller Regel Metall-)Becher, die Flasche oder die Kanne mit den Lippen zu berühren. Sie legen den Kopf gefährlich weit nach hinten in den Nacken und schütten rein... kein Witz! Einige setzen dazwischen ab und schlucken, wie wir es tun würden. Die Allermeisten können sich bei dauerhaft geöffnetem Mund einen vollen Becker Wasser in den Rachen leeren, ohne dass ich bislang Anzeichen einer Aspiration gehört oder gesehen hätte. Man sieht, dass sie minimal sowas wie schlucken sowie kleine Bewegungen des Kehlkopfs. Einen Selbstversuch habe ich noch nicht gewagt. Vielleicht machen das die lieben Schlucktherapeuten mal und lassen mich wissen, wie es geklappt hat ;-)

Faszination weiß - anders scheint es nicht erklärbar. Vielleicht sammeln die Inder Berührungen und in der heutigen modernen Zeit auch Fotos mit Weißen, weil es ihnen Glück bringen soll oder so. Neben den Fotos, für die wir parat stehen müssen, wollen viele auch Hände schütteln. Weil ich eine Frau bin (logische Erklärung, oder?!), ist Philipp dafür sehr viel häufiger gefragt. Aber auch ich werde nicht selten wie ein Marsmännchen angestarrt, angelächelt und bewunken. Wenn es dabei bleibt (und man nicht zusätzlich noch nach allen möglichen Dingen angebettelt oder ausgefragt wird), ist dies meist auch in Ordnung und oft auch sehr nett. Wenn man aber bei größter Hitze und vielleicht langer Suche zum 15. mal angesprochen und die typischen zwei Dinge gefragt wird, ist dieses Verhalten der Inder ehrlich gesagt sehr anstrengend und ermüdend. Immer der Affe im Zoo zu sein, wurde schon auf unserer Lateinamerika-Reise sehr schnell eher ätzend und hier ist es noch viel extremer. Die zwei typischen Fragen, die wirklich jeder stellt, sind: 1. What's your (good) name? 2. Where are you from? / What is your country? Wenn selbst der geduldige Philipp dann mal genug hat, greift er auf seine Geheimwaffe "Aserbaidschan" zurück (da Deutschland natürlich jeder kennt!). Anders als in Lateinamerika drehen die Inder jedoch nicht ahnungslos um und gehen ihres Weges, sondern wollen dann noch mehr wissen. Über Fotos und Selfies wurde bereits berichtet - es ist unglaublich!

Diskretion - Diskre... was??! Was is'n das?? Wie schreibt man das? Kann man das essen? Das müssen so ungefähr die Fragen sein, die sich ein Inder stellt, wenn man ihn über Diskretion aufklären möchte. Die existiert hier nämlich nicht! Wenn man zB ein Foto machen möchte, sich dazu hinkniet und aufs Display schaut, kann es schon mal sein, dass hinter einen 2 bis wahlweise 7 Inder stehen, die es einem gleich tun und ebenfalls durch die Kamera schauen wollen. Genau das ist Philipp in Aihole mit ca. 7 kleinen Jungs passiert und es war ein Bild für die Götter! Leider hatte ja Philipp die Kamera in der Hand und ich konnte kein Bild davon machen. Zuvor waren 3 der Jungs einfach aufgetaucht, hätten sich während wir auf einem stein rasteten, direkt (!) vor uns gestellt und uns Beobachtet. Und zwar viele Minuten lang. Auch das ist nichts Ungewöhnliches und uns schon oft passiert. Man fühlt sich sehr sehr komisch und eben beobachtet, aber man lernt damit umzugehen und macht einfach weiter das, was man die ganze Zeit gemacht hat. Spannend ist nur, dass Inder sehr viel Ausdauer haben. Wenn Dich jemand anstarrt, macht er das nicht kurz und mit verstohlenem Blick. Nein, er macht es ganz ungeniert und offensichtlich eine gefühlte Ewigkeit lang. Zurückzustarren oder gar frech rüberzuwinken, bringt absolut nichts. Als Deutscher fühlte man sich ertappt, ein Inder freut sich. Wenn man sich irgendwo anstellt (was man hier sehr oft tun muss), stellt sich der nächste direkt hinter einen. Direkt! So nah, dass man seinen Atem im Nacken spürt. Oder er stellt sich neben einen. Am besten sind es mehrere, die einen dann von allen Seiten umringen. Als deutscher findet man das sehr komisch und eigentlich auch unerhört - hier in Indien: völlig normal. Der schlimmste Fall ist der, indem sich der Inder vordrängelt. Auch das kommt leider viel zu oft vor und erst heute, nachdem mich die viel zu beschäftigte Frau hinter'm Schalter (not!) ewig ignoriert und da hat stehen lassen, platzte mit der Kragen, als sich ein Inder ganz dreist und bewusst vordrängelte. Nicht mir mir mein Freund! Dass eine weiße Frau ihn ganz brüskiert anschauen und auch noch spricht ("Hellooo?! Do you see me??? I'm standing right here!!!), hat ihn völlig aus der Bahn geworfen und er hat mich gnädig vorgelassen ;-)

Bürokratie - oh das kennen Sie ganz genau! Hier in Indien wird sie jeden Tag ständig und in jeder noch so kleinen Amtshandlung gelebt. Wir stehen häufig Kopf schüttelnd daneben und fragen uns: Was soll das??? Wozu?! Das ist so unnötig (und kostet uns unnötig Zeit!!). Zwei alltägliche Beispiel sollen das verdeutlichen: obwohl es zwar online Buchungen gibt, die angeblich auch für Ausländer möglich sein sollen, ist es leider für uns unmöglich, online einen Zug zu buchen. Indische Züge sind gerade auf den Hauptstrecken gern mal ganz schnell ausgebucht und so gehört teils eine reife Vorausplanung dazu sowie das Kaufen eines Tickets am Schalter (wie in guten alten Zeiten, herrlich!). Um am Schalter bedingt zu werden, zieht man eine Nummer. So weit, so gut. Die Nummer allein nützt einen jedoch nichts. Um die überhaupt zu bekommen, füllt man ein eng beschriebenes Formular aus und trägt dort Name, Adresse, Geschlecht, Alter, Handynummer, Email Adresse, Zugnummer, Zugname, wo der Zug losfahrt, wo der Zug ankommt, wo man einsteigt, warum man Zug fährt.... ein. Ein Kinderspiel, oder?! Logisch!  Bei unserem ersten Versuch ein Zugticket zu erwerben, staunten wir nicht schlecht und gaben auf. Einerseits wegen des für uns nicht ausfüllbaren Formulars, andererseits weil die jüngst gezogene Nummer 574 und die derzeit am Schalter bediente 491 war. Beim zweiten Anlauf waren wir besser vorbereitet und es ging relativ schnell und überraschend unkompliziert.
Zweites Beispiel von heute Mittag. Wir sind heute mit dem Nachtzug von Hampi nach Mysore gefahren und haben diese relativ moderne und interessante Stadt besichtigt. Absolutes Highlight ist der Palast des Maharadjas. Im Ticketpreis mit inbegriffen sind Audioguides, die man sich an einem gesonderten Schalter abholen kann (die zuvor erwähnte Aktion mit dem Inder, der sich vordrängeln wollte, fand hier statt). Man muss theoretisch nur ein Pfand hinterlassen (Geld oder Pass) und bekommt das Gerät ausgehändigt. Nicht in Indien! Da die gute Frau mich sowieso schon hatte stehen lassen und mein Blut durch die Drängelaktion etwas in Wallung geraten war, müssen mir wie im Comic Rauchschwaden begleitet von einem Dampflok-Geräusch aus den Ohren gekommen sein, als die Dame natürlich alles in Seelenruhe von meinem Pass abschrieb (natürlich mit Durchschlag, denn die Inder wissen: Papier ist geduldig), dann von mir wissen wollte: Handynummer (auch wenn die hier in Indien völlig witzlos ist, was ich ihr versucht habe klarzumachen), E-Mail Adresse, Philipps E-Mail Adresse, Name und Adresse unseres Hotels... und und und. Ich wollte den Palast nicht kaufen, ich wollte lediglich den Audioguide ausleihen!!! Argh! Und das sind die Momente, in denen man denkt: Wieso? Wozu?? Das macht doch keinen Sinn!!! Aber es raubt mir manchmal den letzten Nerv! Wieder gut gemacht werden solche Situationen ganz schnell: durch die vielen netten Inder, die so hilfsbereit sind. Durch die vielen bezaubernden Momente, die man in diesem Land hat. Durch das Besondere, das die Menschen und die Kultur zu bieten haben. Uns gefällt es hier sehr gut!!!

Nancy und Philipp als die neuen Foto-Stars in Indien - eines von vielen Beispielen

Muell ist ein riesiges Problem - das auf dem Bild ist uebrigens ein Fluss...

Aushang mit den Passagieren des Zuges - unsere Namen erscheinen auch mit unseren Plaetzen

Typisches Treiben auf Indiens Strassen

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