Reiseroute (Eckdaten)

1.2 Stuttgart - Manama, Bahrain

6.2 Bahrain - Doha, Katar
11.2 Katar - Mumbai, Indien
8.3 Chennai, Indien - Kolkata, Indien
"zu Fuß" werden wir uns von Kolkata Richtung Nordwesten nach Nepal durchschlagen
und wieder im Norden Indiens einreisen
25.4 Neu Delhi, Indien - Kuala Lumpur, Malaysia
30.4 Malaysia - Taipeh, Taiwan
19.5 Kaohsiung, Taiwan - Macau, China
21.5 Macau - Hong Kong (per Fähre)
26.5 Hong Kong - Festland China ("zu Fuß")
23.6 Peking, China - Kiew, Ukraine
17.7 Katowice, Polen - Stuttgart

Montag, 24. Juli 2017

Zurück in Deutschland

Wir sind am Montag Abend (17.7) gut wieder in Deutschland gelandet und nun dabei, unsere Wohnung zu beziehen und wieder im Alltag anzukommen. Unsere letzte Etappe von Kattowitz mit Umstieg in Warschau nach Stuttgart verlief ohne Probleme und auch unsere letzte Busfahrt bis Karlsruhe hat noch gut geklappt. Hier sind wir also wieder und freuen uns, viele von Euch in den nächsten Wochen und Monaten wiederzusehen!

Wir mit unseren Rucksäcken vor unserem letzten Check-in der Reise in Kattowitz -
zu schlimmen Zeiten waren die Rucksäcke noch größer und voller, aber wir hatten ja schon aussortiert :)

Die Reise und die Erlebnisse der letzten Monate waren atemberaubend und wir werden noch einige Zeit brauchen, alle Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten. Hoffentlich werden wir bald die Zeit haben, alle Bilder zu sichten und nochmal alles Revue passieren zu lassen. Danach melden wir uns eventuell nochmal mit einem Best-of und ein paar Fakten zur Reise.
Liebe Grüße aus Mannheim,
Eure Nancy & Philipp

Auschwitz!

Unser Besuch der KZ-Gedenkstätte in Auschwitz war ein gebührender Schlusspunkt unserer Reise. Von Kattowitz machten wir einen Tagesausflug in den ca. 1 Stunde entfernten Ort Oswiecim, wo die Anlagen stehen. Diese umfassen das ursprüngliche Lager Auschwitz I und das später extra für die "Endlösung der Judenfrage" gebaute Vernichtungslager Auschwitz II-Birkenau.

Zu Auschwitz, wo ca. 1.3 Mio Menschen ermordet wurden, muss man meines Erachtens nichts weiter erklären. Es ist ein beklemmender und extrem eindrücklicher Ort, an dem wir im Zuge einer 3.5-stündigen Führung Genaueres über das Unfassbare und die dort verübten Verbrechen der Nazis viel erfahren bzw. gelernt haben. Wegen der Fülle der Informationen, der vielen Besuchergruppen und der enormen Ausmaße der Anlagen und Ausstellungsräume waren sogar die 3.5 Stunden etwas knapp und vergingen wie im Flug.

Trotz der Besuchermassen empfehlen wir aber jedem ausdrücklich den Besuch der Gedenkstätte. Unten noch ein paar Bilder inkl. einiger Erklärungen, die ein paar Details enthalten, die uns während der Führung erklärt wurden. Die Bilder mit den Wolken sind eigentlich zu idyllisch für einen Ort wie Auschwitz...

Die klassische Ansicht des Eingangstors von Auschwitz II-Birkenau: hier sind die Züge durchgefahren,
die direkt ins Vernichtungslager zu den Gaskammern geleitet wurden

Rückansicht des Tores: hier wurden die Züge auf verschiedenen Gleisen gestoppt und die Selektierung der Menschen begann (bzw. manchmal wurden die Insassen auch komplett ohne Selektierung zu den Gaskammern geführt)

Das legendäre Eingangstor ins Arbeitslager Auschwitz I: "Arbeit macht frei"

In Auschwitz wurden den Opfern alle Wertsachen, Kleidung etc. abgenommen. Hier sieht man die Schuhe, die man nach Kriegsende noch gefunden hat. In einem anderen Raum waren z.B. die noch verbliebenen 2 Tonnen (!) Haare angehäuft.

Wachturm im Arbeitslager Auschwitz I

Baracken und Stacheldrahtzäune im Arbeitslager Auschwitz I


Ruinen der Gaskammern im Vernichtungslager Auschwitz II-Birkenau: die Nazis haben vor
Kriegsende versucht, alle Spuren ihrer Verbrechen so gut wie möglich zu beseitigen

Witam Polska: 6 Tage im Südosten von Polen

Die Busfahrt von Lemberg (Ukraine) nach Polen verlief ohne Probleme, auch wenn das Prozedere an der Grenze relativ lange dauerte. Während bei uns als EU-Bürger die Grenzkontrolle sehr schnell ging, wurden Ukrainer und Russen im Bus doch sehr genau kontrolliert und mussten meist irgendwelche Bescheinigungen o.Ä. einreichen. In der knappen Woche, die wir in Polen verbracht haben, übernachteten wir in Rzeszow (1 Nacht), Krakau (3 Nächte) und Kattowitz (2 Nächte).

Rzeszow war nur ein kurzer Stopp auf der Durchreise, überraschte uns aber positiv mit einer schnuckeligen kleinen Altstadt inkl. Schloss, in dem heute das Gericht untergekommen ist. Außerdem konnte Nancy hier ein letztes Mal auf der Reise die Zeit sinnvoll nutzen und erfolgreich shoppen gehen. :)

Fontänenpark Rzeszow, Polen

Lubomirski-Schloss, Rzeszow, Polen

Krakau war sicher das Stadt-Highlight und ist aus unserer Sicht absolut zu Recht ein Touristenmagnet als wahrscheinlich schönste Stadt Polens. Wunderschön an der Weichsel gelegen ist Krakau nicht nur mit einer sehr hübschen Altstadt ausgestattet, sondern auch historisch sehr interessant. Zum einen wurden in der Kathedrale des Wawel-Schlosses zu Krakau früher die polnischen Könige gekrönt und beerdigt und zum anderen hat das Krakau-Ghetto leider im zweiten Weltkrieg zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Daher teilten wir die Besichtigung in zwei große Teile auf: das jüdische Krakau und die Altstadt inkl. Wawel-Schloss.
Die meiste Zeit der Tour durch das jüdische Krakau verbrachten wir im hervorragenden Schindler-Museum, was in einem ehemaligen Gebäude der Emaillewarenfabrik von Oskar Schindler errichtet wurde. Es schildert die Geschichte Krakaus und insbesondere des jüdischen Viertels zur Nazi-Zeit mit vielen interessanten Exponaten und Zeitzeugen-Berichten. Die Besichtigung war eine sehr gute Einstimmung, um dann das eigentliche jüdische Viertel Kazimierz mit seinen zahlreichen Synagogen zu besichtigen.

Mahnmal auf dem alten Marktplatz des jüdischen Ghettos, Krakau, Polen

Die Altstadt Krakaus hat unzählige - bestens restaurierte - historische Gebäude zu bieten und entfaltet sich um den 200 Meter x 200 Meter großen alten Marktplatz. Hier schlenderten wir durch die Gassen, konnten hier und da in einen Innenhof schauen und einige Kirchen von innen begutachten (Highlight der Kirchen war sicherlich der Innenraum der Marienkirche). Das Wawel-Schloss liegt mit Blick auf die Weichsel etwas über der Stadt. Neben der Kathedrale mit ihren Königsgräbern konnten wir hier auch die Innenräume des Schlosses besichtigen - ein gelungener Abschluss unserer Zeit in Krakau, wo man sicher auch noch 1-2 Tage länger hätte bleiben können.

Marienkirche am Marktplatz, Krakau, Polen

Blick auf den Tüchermarkt (links), Krakau, Polen

Blick auf das Wawel-Schloss an der Weichsel, Krakau, Polen

Wawel-Kathedrale und -Schloss, Krakau, Polen

Wawel-Schloss, Krakau, Polen

Die letzten zwei Nächte der Reise verbrachten wir in Kattowitz, wo wir quasi auf dem letzten Drücker unserer Reise noch (Ober-)Schlesien erreichten. Von hier machten wir zwei Ausflüge: nach Auschwitz (siehe anderer Blog) und nach Tychy. In Tychy nutzten wir die Gelegenheit und machten eine Brauerei-Führung der hier gegründeten polnischen Biermarke Tyskie. Tyskie ist das beliebteste Bier Polens und wird auch in viele Länder exportiert. Während der sehr interessanten Führung einer professionellen Biertesterin (was ein Beruf!) wurden wir in den Brauprozess und die Geschichte des Bierbrauens in Schlesien eingeführt, konnten die spektakulären Abfüll- und Verpackungsanlagen besichtigen und zum Schluss natürlich eine ungefilterte Kostprobe genießen. Prost!

Historischer Braukessel der Tyskie-Brauerei, Tychy, Polen

Bierprobe: frisches, ungefiltertes & nicht pasteurisiertes Tyskie-Bier 

Dienstag, 11. Juli 2017

Wandern in den Karpaten und das alte Lemberg

Unsere Reise durch die Ukraine fuehrte uns immer weiter gen Westen und in die Naehe der Grenzen mit Moldawien und Rumaenien. Die Bukovina ist z.B. eine Region, die teilweise in der Ukraine und teilweise in Rumaenien liegt. Die Hauptstadt der Bukovina - Chernivtsi (zu deutsch: Czernowitz) - war unser letzter Stopp vor den Karpaten. Die alten Universitaetsgebaeude (UNESCO Weltkulturerbe) waren schon zu Habsburger Zeiten bekannt und enttaeuschten uns nicht. Die Mosaiken in der Kuppel und der Gebaeudekomplex gehoeren sicher zu den Highlights der Ukraine. Ansonsten genossen wir die Altstadt mit einigen Kirchen und einer netten Fussgaengerzone in dem Wissen, dass wir in den folgenden Tagen Bergdoerfer und Natur erleben wuerden.

Universitaet Chernivtsi, Ukraine

Universitaet Chernivtsi, Ukraine

Kathedrale des Heiligen Geistes, Chernivtsi, Ukraine

Fast 5 Tage tauchten wir in die sehr idyllische und zum Teil wilde bzw. verlassene Welt der Karpaten ein. Trotz 1.5 Tage Regen konnten wir zwei Wanderungen unternehmen, das recht abgelegene Dorf Verkhovyna erkunden und in Bukovel das Dampfbad des Hotels geniessen. Vor allem auf der zweiten Wanderung waren wir voellig allein im Wald und an den Haengen rund um Bukovel unterwegs, begegneten stundenlang keinem anderen Wanderer und erfreuten uns an der tollen Luft und Natur. Die zum Teil sehr steilen Anstiege waren da dann schnell vergessen. Auch einige der Unterkuenfte in den Karpaten werden uns in besonders guter Erinnerung bleiben, z.B. die Unterkunft, bei der wir von der netten Homestay-Mutter morgens zum Fruehstueck koestlich mit Banusch (die ukrainische Version von Polenta) und Kirschtaschen bekocht wurden. Und dazu reichte sie uns dann morgens um 8:30 Uhr Obst-Schnaps - na dann Prost!

Blick vom Gipfel bei Yaremche, Karpaten, Ukraine

Oberhalb von Bukovel, Karpaten, Ukraine

See bei Bukovel, Karpaten, Ukraine

Seltsamerweise zog sich auch in den Karpaten durch, dass die Vorhaenge in der Unterkuenften nur Deko oder erst gar nicht vorhanden sind. Die Zimmer sind daher ab morgens um 6 Uhr taghell, was zumindest die Einheimischen nicht zu stoeren scheint. Die "Babuschkas" muessen aber auch frueh los und ihre Beeren etc. sammeln gehen... ;)
Nach den Tagen in den Bergen stand dann das letzte Highlight der Westukraine fuer uns auf dem Programm: Lviv (zu deutsch: Lemberg). Lemberg gehoerte lange Zeit zu Oesterreich bzw. Habsburg und das merkt man dieser Stadt wirklich an. Die Altstadt muss sich vor Prag, Wien oder anderen bekannten Staedten im Osten nicht verstecken und ist vielfach herrlich restauriert. Lemberg ist daher auch zu Recht die groesste Touristenattaktion und sicherlich die schoenste Stadt der Ukraine. Nach der Abgeschiedenheit der Karpaten war es ein krasser Wechsel, wieder so viele Touristen - darunter auch einige aus Westeuropa - anzutreffen. Wir haben es genossen, durch die Gassen zu bummeln, die Plaetze und Bauwerke zu bestaunen und den kleinen Huegel mit Blick auf die Stadt zu besteigen.

Am Marktplatz, Lemberg, Ukraine

Typischer Strassenzug in Lemberg, Ukraine

Oper in Lemberg, Ukraine

St. Georg-Kathedrale, Lemberg, Ukraine
Wir sind gestern frueh in Lviv/Lemberg angekommen und schlafen heute die letzte Nacht in der Ukraine. Morgen geht es dann mit dem Bus weiter und zu unserer ersten Station in Polen: Rzeszow. Und es ist fuer uns wirklich schwer zu glauben - die letzte Woche liegt vor uns... :(

Sonntag, 9. Juli 2017

привіт України

In der Tat ist die Ukraine nochmal ein ganz anderer Kulturkreis und der Kulturschock zu China war sicher größer als wenn man aus Deutschland angereist wäre. Nach dem hinduistischen Indien, dem buddhistischen Taiwan und dem "kommunistischen"/modernen China reisen wir nun durch die orthodoxe Ukraine, die hier und da noch sehr an die alte Sowjetunion erinnert. Zum Beispiel, wenn wir in einer Unterkunft mit rauem "Sowjet-Charme" empfangen werden (d.h. man wird weder begrüßt noch angeschaut oder gar angelächelt). Auch an der Bus-Station wurden wir schon des Öfteren eher angebellt und hatten den Eindruck, wir müssten uns entschuldigen, weil wir die Person am Schalter stören... Service à la Sowjetunion.

Zum Glück können wir Kyrillisch lesen und etwas Russisch sprechen, da wir wie so oft auf unseren Reisen gerade in der Provinz mit Englisch nicht weiterkommen. Unterschied zu unseren vorherigen Zielen ist aber, dass manch einer von der alten Generation geschichtsbedingt Deutsch spricht. So kam es, dass wir beim Kaufen von köstlichen, frisch gepflückten Himbeeren zunächst auf Russisch/Ukrainisch gefragt wurden, ob wir Polen seien (wofür wir hier meist gehalten werden). Als wir von Deutschland sprachen, lächelte die Babuschka verschmitzt und stolz und sagte: "Sprechen Sie Deutsch?!". Dann reichte sie uns beiden die Hand und sagte: "Ich heiße Olga. Wie heißt Du?".

Olga ist ein gutes Beispiel für die unzähligen "Babuschkas", die hier landauf landab Obst und Gemüse - derzeit vor allem Beeren und Kirschen und sowieso immer die gern gegessenen Gurken - an Straßenrändern und auf Märkten für nur wenige Pfennige verkaufen.  Wir genießen zwar die leckeren, absurd günstigen Früchte und kaufen sie sehr gerne bei diesen Damen. Andererseits ist es erschreckend und eher bedrückend, dass wir hier so viele zum Teil unheimlich alt aussehende Frauen sehen, die wegen viel zu niedriger Renten darauf angewiesen sind, alles mögliche auf der Straße zu verkaufen (z.B. 1kg Kirschen für 0,50 Cent).

Typische "Babushkas" auf den Maerkten in der Ukraine
In Kiew verbrachten wir die ersten drei Tage und waren vor allem von den vielen Kirchen, insbesondere der St. Andreas Kirche, dem Kievo-Pecherska Kloster und einigen besonderen Sowjet-Monumenten beeindruckt. Das Kievo-Pecherska-Kloster gilt als wichtigste religiöse Stätte der Ukraine und so eine Geschäftigkeit wie in den heiligen Schreinen, die in sehr engen Höhlen gelegen sind, war schon sehr besonders und hatten wir so noch nicht erlebt. Kiew hat zudem eine Sehenswürdigkeit der anderen Art zu bieten: die tiefste U-Bahn Station der Welt (105m tief). Eine Fahrt hinunter ist wirklich  faszinierend und dauert mehrere Minuten auf zwei endlos wirkenden Rolltreppen. Diese sind insofern auch besonders, da sie um einiges schneller sind als man das sonst so gewöhnt ist, sodass man beim ersten Schritt das Gefühl hat, in den tiefen Tunnel gesaugt zu werden.

Kievo-Pecherska-Kloster, Kiew, Ukraine

St. Michaels Kloster, Kiew, Ukraine

St. Andreas Kirche, Kiew, Ukraine

Denkmal zur Hungersnot in den 1920er/30er Jahren (auch "Stalin-Holocaust" genannt), Kiew, Ukraine

Motherland Monument, Kiew, Ukraine

Nach einem Zwischenstopp in Uman war unser nächster großer Stopp in der Ukraine das schwarze Meer. In Odessa genossen wir bei ca. 30 Grad zwei Tage den erfreulich leeren Strand und das (für Nancy zu kalte) Meer. Außerdem gefiel uns Odessa auch als Stadt sehr gut: die belebte Innenstadt inkl. Fußgängerzone (und Riesen-Schlange!!! Arghhhh), die an Wien erinnernde Oper, die berühmten Potemkin-Treppen und nette Cafés/Restaurants. Da konnte uns sogar das kleinste (fensterlose) Zimmer der Reise nicht die Laune verderben.

Oper von Odessa, Odessa, Ukraine
Neben den Städte-Trips haben wir schon einige kleinere ukrainische Orte besucht: Uman, Khmelnitsky und Kamyanets-Podilsky. Letztes war sicher das Highlight, da der Ort eine wirklich schöne historische Altstadt, eine Burg und eine besondere Lage zu bieten hat. Die Altstadt ist wie eine Insel von einem kleinen Canyon umgeben und nur durch Brücken mit der Neustadt verbunden. Insbesondere bei den ländlichen Stopps fällt uns auf, wie unglaublich günstig das Reisen in der Ukraine bzw. wie gut das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ("good value"!).

Altstadt mit altem Rathaus, Kamyanets-Podilsky, Ukraine

Burg in Kamyanets-Podilsky, Ukraine

Burg in Kamyanets-Podilsky, Ukraine

Vom Krieg im Osten der Ukraine kriegen wir als Touristen nichts mit und empfehlen daher jedem einen Besuch in diesem schönen Land. Die Ukrainer können wirklich jeden Euro sehr gut gebrauchen. 

Montag, 26. Juni 2017

Zurueck online & in Farbe

Hallo zusammen,
wir haben die China-Blogs jetzt massiv mit Bildern aufgemoebelt und - wie Ihr seht - auch noch neue Blogs online gestellt. Viel Spass beim Lesen und die alten China-Blogs kann man sich fuer ein paar neue Bilder auch nochmal kurz anschauen.
In Kiew sind wir gut am 23.6 spaet abends angekommen und geniessen seitdem die Hauptstadt der Ukraine - davon dann mehr im naechsten Bericht. Wir haben hier wieder regulaer Internet und sind wieder deutlich besser erreichbar.
Bei uns geht es jetzt in den Endspurt: 3 Wochen noch und wir kommen wieder in D an - verrueckt! Morgen ziehen wir erstmal weiter Richtung Sueden.
Liebe Gruesse von Euren
Nancy & Philipp

10 Stunden Astana

Der Flugplan meinte es gut mit uns: wir hatten auf unserem Flug von Peking nach Kiew einen so langen Aufenthalt in Astana (Hauptstadt Kasachstans), dass wir genug Zeit fuer eine Tour der Highlights hatten. Und das obwohl wir mit fast 4 Stunden Verspaetung erst gegen 11 Uhr Ortszeit in Astana ankamen.
Wir beeilten uns wegen der Verspaetung natuerlich besonders, kamen schnell durch die Passkontrolle (kein Visum notwendig) und fuhren mit dem Bus ca. 45 Minuten in das Zentrum der Stadt. Astana wurde 1997 zur kasachischen Hauptstadt gemacht und liegt ziemlich im Nirgendwo der kasachischen Steppe. Beim Anflug sieht man fuer lange Zeit nur plattes & leeres Land und ploetzlich erscheint wie aus dem Nichts diese Stadt mit ihren knapp 1 Mio Einwohnern.

Die Stadt verfuegt dank ihrer relativ jungen Geschichte ueber viele moderne Bauten und hat in den letzten 20 Jahren als Hauptstadt eine sehr schnelle Entwicklung durchgemacht. Manche sagen, dass sich Praesident Nasarbajew mit den verschiedenen pompoesen Bauwerken ein Denkmal in der Geschichte Kasachstans setzen wollte und will. Denn er ist immer noch im Amt und es wird nachwievor kraeftig investiert - dieses Jahr richtet Astana z.B. die Expo/Weltausstellung aus.

Blick auf Bayterek-Monument, Astana, Kasachstan

Bayterek-Monument & Regierungsviertel, Astana, Kasachstan

Ak-Orda Praesidentenpalast, Astana, Kasachstan

Ak-Orda Praesidentenpalast, Astana, Kasachstan

Man kann ueber die politischen Hintergruende denken, was man will - aber die Bauwerke und Highlights der Stadt haben uns wirklich beeindruckt. Viele der Boulevards und Monumente sind aus unserer Sicht extrem fotogen (die Bilder zeigen das hoffentlich). Und da Astana nicht unbedingt ein Touristen-Hotspot ist, hatten wir viele der Sehenswuerdigkeiten fuer uns allein. So wanderten wir ziemlich begeistert fuer ein paar Stunden durch das Zentrum Astanas, haben leckeres kasachisches Essen gegessen und die Transferzeit sehr gut ueberbrueckt.

Konzerthalle am Ischim, Astana, Kasachstan

Hazret-Sultan-Moschee, Astana, Kasachstan

Independence Square, Astana, Kasachstan

Gut 8 Stunden nach Einreise standen wir dann wir wieder vor den Zollbeamten und knapp 10 Stunden nach Ankunft hoben wir mit Ziel Kiew wieder ab. 

Reflexionen aus dem Reich der Mitte

Mit China haben wir einen ziemlich andersartigen Kulturkreis und eine völlig andere Welt erlebt. Und natürlich gibt es hier so einiges, was "anders" ist, ungewöhnlich, komisch und für uns nicht ganz nachvollziehbar. Oder eben Dinge, die uns irgendwie aufgefallen sind und die wir in diesem Bericht versuchen zusammenzufassen. Wir haben versucht, diese Auffaelligkeiten / Besonderheiten / Andersartigkeiten Chinas zu sortieren und (halbwegs) thematisch darzustellen.

Wenige Kinder
Was wir relativ schnell bemerkten, waren die wenigen Kinder. Nicht nur im Vergleich zu Indien (extremer koennte der Unterschied auch nicht sein!), sondern insgesamt fanden wir, dass viele Paare und Familien (d.h. mehrere Generationen) ohne Kleinkinder oder Babys unterwegs waren. Und wenn, dann sieht man in der Regel eins. Aus offizieller Sicht wohl das Ergebnis einer "erfolgreichen" Ein-Kind-Politik... Chinesen sind aber (oder vielleicht gerade deswegen) sehr kinderlieb und freuen sich, wenn Kinder in der Naehe sind.

Aberglaube
Was uns ebenfalls gleich zu Beginn unserer China-Reise auffiel, war die Zahl 8. Es ist wirklich erstaunlich und fuer uns nicht aberglaeubige Menschen eher verwunderlich und amuesant, wenn die Unterkunft eben nicht 90 Yuan, sondern 88 Yuan kostet. Als wir fuer unsere allererste Nacht in China bezahlen sollten, wunderten wir uns ueber den krummen Betrag, aber schenkten dem keine weitere Beachtung. Als die naechste Unterkunft ebenfalls x8 Yuan kostete, wurden wir "misstrauisch" und googelten (ach nein, das ging ja nicht hahaha. Wir wurden fuer den Monat in China zu "Bing'ern"), was es mit dieser anscheinend so magischen Zahl auf sich hat. Und tatsaechlich: da die Chinesen ein sehr aberglaeubiges Volk sind, haben Pech- und Glueckszahlen eine viel groessere Bedeutung UND Einfluss auf den Alltag als bei uns. So fand z.B. die Eröffnung der Olympischen Spiele nicht rein zufaellig am 08.08.2008 statt und die fuer das Sportereignis eigens und neu gebaute U-Bahn Linie ist natuerlich die Linie 8! Dieser Aberglaube ist wirklich im ganzen Land verbreitet und findet sich in jedem Bereich des Alltags wieder (Essen, Unterkunft u.ae.). Wir erfuhren, dass Chinesen sogar extra dafuer zahlen, um diese Zahl in ihren Telefon- und Hausnummern zu haben. 

Kommunikation
Die Kommunikation ist wie bereits erwähnt ziemlich erschwert. Tatsächlich spricht fast keiner Englisch und wir fragen uns in regelmäßigen Abständen, warum das so ist. Warum verstehen nicht mal junge Leute grundlegende Wörter und Fragen? Im Gespräch mit anderen Reisenden erzählte einer, dass Englisch durchaus in der Schule gelehrt wird, dass aber das Sprechen deutlich vernachlässigt wird. So sind laut seiner Aussage viele hinsichtlich englischer Grammatik gut ausgebildet, können die Sprache jedoch nicht sprechen (und trauen sich auch nicht). 

Im Gegensatz zu den Älteren sind die jüngeren Chinesen jedoch immerhin kreativ und wissen vor allem ihr Smartphone einzusetzen. So haben  (v.a. in den großen Städten) viele Apps installiert, mit denen sie Texte oder Gesprochenes simultan übersetzen können, was eine Kommunikation über einfache Inhalte möglich macht. Bei den älteren Chinesen fällt dies meist weg und es zeigt sich zudem, dass sie hinsichtlich nonverbaler Kommunikation nicht sehr einfallsreich sind. Während wir "rumfuchteln", aufschreiben oder irgendwie anders versuchen, unsere Anliegen zu vermitteln, wiederholen viele Chinesen das Gleiche immer und immer wieder - natürlich auf Mandarin o. Ae..

Es werden vermehrt Straßenschilder in lateinischer Schrift gedruckt (wenn auch mit vielen, teils ziemlich amüsanten Rechtschreibfehlern), was die Orientierung etwas erleichtert. Das große Problem ist jedoch meist die Aussprache und so verstehen viele Chinesen trotzdem nicht, wo wir hinwollen. Die fünf verschiedene Töne sind für uns einfach zu schwierig. Zahlen sind das Einzige, was wir hier zuverlässig lesen können. So weiß man wenigstens, was die Mahlzeit kostet, auch wenn man nicht weiß, was man überhaupt bestellt hat ;) Und so kommen wir zum nächsten Abschnitt:

Ernährung/Essen
Nudelsuppe, Nudelsuppe, Nudelsuppe! Neben Reis das typischste chinesische Gericht. Meist handelt es sich dabei aber (leider) lediglich um normale Spagetti in einer langweiligen, "normalen" Brühe. Wenn man Glück hat, bekommt man einen seltsamen chinesischen Löffel dazu, aber in der Regel wird auch die geliebte Nudelsuppe ausschließlich mit Stäbchen gegessen. Und das gelingt genau so gut, wie man sich das vermutlich vorstellt - nämlich gar nicht.

Marktfrauen beim Einkauf fuer die Nudelsuppe ;)

Sicher stellen wir uns als Stäbchen-Ungeübte besonders ungeschickt an, jedoch beobachten wir auch unter den Chinesen wenige, die das geschickt lösen. Typischerweise wird sich weit über den Tisch und die kleine Schüssel gebeugt und die Nudeln mit den Stäbchen in den Mund geschaufelt. Dabei wird geräuschvoll geschlürft, was in China als Zeichen gilt, dass es schmeckt. Die Brühe wird in einem weiteren genussvollen Geräusch von der Schüssel in den Mund geschüttet. Natürlich spritzt dieser Vorgang in alle Richtungen und sieht alles andere als appetitlich aus. Auch die Geräusche muss man nicht mögen... neben Schlürfen hört man auch das ein oder andere Bäuerchen und ziemlich häufig holt jemand, Männlein wie Weiblein, diverse Körperflüssigkeiten aus den Tiefen seiner Lunge nach oben und befördert diese in einem ebenso angenehmen geräuschvollen Vorgang ans Tageslicht. Häufig wird in Mülleimern und ähnliches gespuckt, manchmal aber auch einfach auf den Boden (drinnen wie draußen). Das ist für Europäer ziemlich unverständlich und inakzeptabel und wer Essensgeräusche nicht leiden kann (ich!), der findet das alles ziemlich widerlich. Aber als Gast in diesem Land sind wir diejenigen, die auffallen und Dinge sicherlich falsch machen und nicht andersrum! So essen wir stets auf und beobachten, dass die meisten Chinesen eigentlich immer einen Rest lassen. Manchmal umfasst dieser Rest so viel, dass sich davon nochmal 3-4 Leute satt essen könnten und es tut uns im Herzen weh zu sehen, wie viel hier verschwendet und weg geschmissen wird!

Neben Suppe wird natürlich auch zu jeder Tageszeit sehr viel Reis gegessen. Anders als erwartet haben wir es aber bisher nicht erlebt, dass viel und stark gewürzt wird. Überraschend oft stehen Sojasoße und Chili nicht mal auf dem Tisch... Da wir jedoch beim Bestellen auf Bildern angewiesen sind (und die Lokale danach aussuchen, ob Bilder der Mahlzeiten an den Wänden hängen), verpassen wir vermutlich auch vieles, was die Locals bestellen können und essen. 

Ansonsten gibt es auch vieles auf der Straße zu kaufen. Weil man es dann direkt sehen kann und einiges unbekannt und interessant aussieht, snackt man hier und da gerne mal. Auch die Chinesen greifen oft zur Geheimwaffe "frittieren" (wer hätte es gedacht...), weshalb so einiges in Fett schwimmt und trieft. 

Was Getraenke angeht laesst sich nur ein Begriff finden: Tee, Tee und nochmals Tee. Chinesen lieben ihn und trinken Tee zu jeder Tages- und Nachtzeit und ueberall. Heisses Wasser ist tatsaechlich auch ueberall verfuegbar: am Flughafen, Bahnhof, im Zug, in jedem Restaurant und jeder Unterkunft (neben den obligatorischen Schlappen gibt es wirklich in jeder (noch so billigen) Unterkunft einen Wasserkocher im Zimmer!).

Obwohl das Thema rauchen nicht wirklich in die Rubrik Ernaehrung zu passen scheint, ist dies in China so unglaublich weit verbreitet, dass die Zigarette fuer viele Chinesen wahrlich als Nahrungsmittel gelten koennte. Tatsaechlich rauchen fast ausschliesslich Maenner in China, aber dann wirklich jeder und ueberall. Selbst dort, wo man es eigentlich nicht darf. Rauchen-Verbotsschilder sind zwar weit verbreitet (in Parks, auf oeffentlichen Plaetzen, in Gebaeuden oder im Zug beispielsweise), aber selten haelt sich einer daran. Noch nie zuvor haben wir einen so grossen Anteil an Raucher in einer Gesellschaft getroffen - es scheint fuer Maenner genauso obligatorisch wie fuer Frauen verwerflich zu sein. Wir hatten den Eindruck, es gehoert sich fuer einen Chinesen einfach so... 

Mode und Schönheitsideal
Ueber Mode laesst sich bekanntlich nicht streiten und Schoenheit liegt im Auge des Betrachters - zum Glueck, sonst waere das Leben ja furchtbar langweilig und monoton! Was aber sofort auffaellt, ist der schicke Kleidungsstil der Chinesinnen. Ob jung oder alt, eine grosse Mehrheit der Frauen traegt ein huebsches schickes Kleid, einen Rock, Hot Pants, eine Bluse und High Heels oder glaenzende Sandalen. Und mit "schick" meine ich in der Tat Kleidungsstuecke, die man bei uns zu Festlichkeiten wie Hochzeiten o.ae. tragen wuerde, aber eher nicht im Alltag. Maenner sind eher "normal" gekleidet, d.h. mit Jeans und Hemd, Polo-Shirt oder anstaendigem T-Shirt. Natuerlich sieht man aehnlich auffaellige Kleidung wie bereits im Taiwan-Blog beschrieben: bunte Kleidung, wilde Farb- und Formkombinationen, viel Druck (v.a. Trickfiguren), Pluesch, Rueschen, Fransen und Schulterpolster. Teilweise wirkt die Anzugsordnung eher altmodisch, was vielleicht aber auch daran liegt, dass wir nicht up to date sind... :)

Kein weiterer Kommentar...

Auch gerne gesehen: Partner-Look

Das Schoenheitsideal der Chinesen ist "Weiß". Ganz anders als bei uns strebt man in China keine Braeune an, sondern moechte moeglichst weiss bleiben - oder auch werden. Zu diesem Zweck schminken sich viele Chinesinnen mit Make Up, das (manchmal um viel zu viele Nuancen) heller ist als ihre normale Hautfarbe, was manchmal an Michael Jackson bis hin zu Geisterbahn erinnert. Wie gesagt - Schoenheit liegt im Auge des Betrachters und wir betrachten ja nur und werten an dieser Stelle nicht. Wer sich nicht weiss schminkt, traegt zumindest einen (manchmal ueberdimensionierten) Hut, gern mit riesigem Schirm, der teilweise hinuntergeklappt werden kann, um das Gesicht vor Sonnenstrahlen zu schuetzen. Diese Art der Kopfbedeckung erinnert doch sehr an Schweisserbrillen. =) Ansonsten ist der Regen-/Sonnenschirm eine ganz grosse Sache und eigentlich immer mit dabei.

Typische Chinesin mit Schirm und Kleidung als Sonnenschutz - bei 30 Grad

Tourismus
Es ist in einem sozialistisch gepraegten Land natuerlich keine Ueberraschung, aber Individualtourismus ist fuer Chinesen voellig fremd und es gibt auch mehr oder weniger kein Verstaendnis dafuer. Chinesen reisen in der Regel nur in Gruppe und machen Touren, auch wenn man die jeweiligen Attraktionen sehr einfach allein und mit oeffentlichen Verkehrsmitteln bereisen kann. Tourgruppen werden typischerweise von geradezu schreienden Reiseleitern mit kleiner Fahne und Megafon an den Attraktionen vorbeigeschleust. Und i.d.R. laeuft auch keiner - selbst fuer die kuerzesten Strecken werden lieber kleine Shuttle genommen, z.B. die 400m zum naechsten Aussichtspunkt etc. Das war zum einen fuer uns bei manchen Attraktionen etwas "anstrengend", zum anderen hatte es fuer uns zur Folge, dass die Tourismus-Bueros fuer uns voellig nutzlos waren. Die Mitarbeiter dachten nur in Touren, hatten keine Antworten auf alltaegliche Fragen (z.B. "welcher Bus faehrt zur Attraktion x in der Naehe?") und konnten auch nie Englisch...

Sehr speziell ist auch der Geschmack chinesischer Touristen, die von ganz anderen Dingen begeistert sind als der durchschnittliche westliche Tourist: Disneyland-Atmosphaere, voellig sterile oder uebertrieben restaurierte Gebaeude / Tempel, Fotos in traditionellen Kostuemen, kommerziell voellig ueberladene Touristen-Strassen mit neu gebauten "Altstaedten" (d.h. im alten Stil neu gebaut, da man die alten Gebaeude ja vor Jahren platt gemacht hat) und moeglichst bunt blinkende Haeuser sind Hits bei Chinesen. 😉

Chinesische Touristen, die sich in Kostuemen fotografieren lassen


Propaganda & Co
China ist zu pragmatisch, als dass man viel Ideologie als Tourist mitbekommt - insbesondere wenn man nichts lesen kann. Aber hier und da blitzt schon auf, dass die Partei alles im Griff hat und fuer uns als westliche Touristen ist durchaus etwas zum Schmunzeln dabei gewesen. Filmchen, die in Bahnhoefen oder an anderen oeffentlichen Plaetzen laufen und zeigen, wie toll etwas in dem Ort funktioniert, sind haeufig unfreiwillig komisch. Beim Zapping durch die 15 Staatssender war meist auch ein Schmankerl dabei und in den Nachrichten wurden eigentlich immer grosse Erfolgsmeldungen ueber China gebracht. Aber der Nationalstolz wird nicht nur im Fernsehen geschuert - Hoehepunkt war diesbezueglich sicher das Nationalmuseum in Peking, in dem die Geschichte Chinas und der Partei der letzten 100-150 Jahre sehr heroisch verherrlicht wurde. Die mehrfache Betonung, dass dieser Weg "gemeinsam mit allen Minderheiten" gegangen wurde, zeigt nur, wie sehr Tibet & andere Minderheiten im Hinterkopf der Genossen herumspuken.

Kann man so sehen... ;)

Fuer uns war die spuerendste Auswirkung der chinesischen Zensur, dass Google und viele andere Internet-Seiten nicht wie gewohnt funktionierten. Das hat uns zum Teil viel Zeit gekostet oder auch einfach nur genervt - aber wir haben ja alles gut ueberstanden. 😊

"Sozialismus chinesicher Praegung"
So nennt die Regierung selbst die Politik, die sie aktuell verfolgt. Und es birgt eine gewisse Ironie, dass wir gefuehlt noch nie in einem kapitalistischeren Land waren als in diesem sozialistischen China. Hier ist der Kapitalismus voellig entfesselt und mit ihrer den Chinesen sehr eigenen Dreistigkeit, die sich in vielen Alltagssituationen zeigt, machen die Chinesen Geld und Geschaefte, wo und wie sie koennen. Das hat aus westlicher Brille einige sehr negative, aber auch positive Auswirkungen, die ich im folgenden anhand von Beispielen illustrieren moechte:

Unglaubliche Dynamik: 
Infrastruktur wird in unglaublicher Geschwindigkeit gebaut. Beispiel: in Chengdu hat in 2010 die erste Metro eroeffnet, mittlerweile gibt es 4 Linien mit ca. 100 Stationen und bis 2020 sollen zusaetzliche 5 Linien mit ca. 200 Stationen gebaut werden. Ungefaehr das Tempo, was man bei Stuttgart 21 plant... 😉 Fuer uns als Reisende macht es das Ganze nicht einfacher, da unser Reisefuehrer (der aktuellste, der verfuegbar war) haeufig voellig ueberholt war, da es die Zugstrecken o.Ae. einfach vor 2 Jahren noch nicht gab. Und selbst im Internet sind haeufig noch voellig veraltete Fahrplaene oder Zugstationen notiert.

Dreistigkeit & fehlender Anstand: 
Chinesen kuemmern sich einen Dreck um Verbote. Das auessert sich bei Copyright-Verletzungen (Beispiele siehe Fotos) oder im Alltag bei der Missachtung von Schildern wie "No smoking" etc. Verbote werden nur rigoros durchgesetzt, wenn es den Chinesen in den Kram passt.

Links im Bild: typischer Chinese, der vor dem Verbotsschild raucht

Die Aehnlichkeit zum Land Rover ist schon frappierend

Ein Schlingel, wer bei dem Laden an Nike denkt...



Kommerzialisierung & Reichtum: 
Anders als man denken koennte, ist in China nicht alles auf "billig billig" ausgelegt - ganz im Gegenteil! In keinem anderen Land habe ich so viele riesige Shops von Luxusmarken gesehen wie in China. In den Innenstaedten geben sich die Guccis, Rolex und Armanis dieser Welt die Hand mit wirklich riesigen Laeden. Dazu passt, dass westliche Produkte als Status-Symbol den Chinesen quasi nicht teuer genug sein koennen. Denn "Geld", dicke Autos & Co und Reichtum generell werden so viel wie moeglich gezeigt.

Typische Fussgaengerzone mit Gucci, Louis, Giorgio & Co

Unbalancierte Preise: 
Preise in China sind nur sehr schwer "zu verstehen" und zum Teil so unbalanciert, dass wir aus dem Staunen nicht herauskamen. Eintrittspreise waren zum Teil absurd hoch, sodass wir zum Beispiel manche Nationalparks oder Kloster mit 30 EUR Eintritt gar nicht erst besucht haben. Die Mauer kostete uebrigens ca. 6 EUR und war eine der billigsten Eintritte, die wir in China gezahlt haben - so viel zur Balance in dem Bereich. Auf der anderen Seite waren aber z.B. Unterkuenfte immer absolut top, was Preis-Leistung angeht. Im gleichen Atemzug wurde uns dann aber auch vom Hostel-Besitzer ein Essen fuer den doppelten Preis der Uebernachtung angeboten - wie geht denn das...?!